Harald A. Summa + Nachhaltigkeit Rechenzentrum

Effizienz für mehr Nachhaltigkeit nicht nur in Rechenzentren

Online arbeiten? In den vergangenen Jahren haben auch Unternehmen außerhalb der Internetbranche gelernt, dass das funktioniert. Aber online feiern? Sosehr wir es auch wollten und versuchten, uns die Not schönzureden, das funktioniert einfach nicht. Um miteinander zu feiern und anzustoßen braucht es Glas, nicht Glasfaser. Deshalb fielen die eco://awards im vergangenen Jahr aus – und waren in diesem Jahr gleich doppelt schön.

Die Internetbranche stand schon immer für Aufbruch und in der Regel auch für Zuversicht. Zu unserem Selbstverständnis als Techies gehört es, Lösungen zu finden. Effizienz und Skalierbarkeit sind zwei Schlüsselkomponenten, die digitale Lösungen so erfolgreich machen, dass sie nicht nur das Internet weiterentwickeln, sondern auch andere Branchen transformieren. Das sollten wir immer im Hinterkopf behalten, wenn wir beispielsweise über Energie sprechen, was derzeit aufgrund des Kriegs gegen die Ukraine leider häufiger vorkommt.

Die digitale Infrastruktur benötigt selbst viel Energie – und kann an anderen Stellen helfen, Energie zu sparen. Das wurde bei den eco://awards wieder einmal deutlich. In diesem Jahr zeichnete eco – Verband der Internetnetwirtschaft in der Kategorie Nachhaltigkeit das Unternehmen Green Moutain aus. Ich zitiere die Laudatio:

Mit seinem Projekt „Sustainability 2.0 for Colocation Data Centers“ zeigt Green Mountain bereits heute die nächst höhere Nachhaltigkeitsstufe. Selbstverständlich verwendet das Unternehmen ausschließlich erneuerbare Energien für den Betrieb und erreicht einen CO2-Fußabdruck von nahe 0. Darüber hinaus soll künftig die Abwärme dafür benutzt werden, um eine Lobsterfarm sowie eine Fischfarm mit dem im Datacenter erwärmten Meereswasser zu versorgen. Green Mountain senkt nachhaltig die eigenen Scope-2- und Scope-3-Emissionen und verbessert gleichzeitig die Energiebilanz der belieferten Unternehmen.

Keine Hummerzucht in Frankfurt

Falls es jemand nicht wissen sollte, die drei Rechenzentren, um die es hier geht, stehen in Norwegen. Norwegen ist nicht Frankfurt, die beiden Standorte unterscheiden sich nicht nur in der Nähe zum Meer und damit auch durch die Möglichkeit oder Unmöglichkeit der Hummerzucht, sondern auch klimatisch. In Frankfurt beträgt die Temperatur im Jahresdurchschnitt 8,4 Grad Celsius. In Rjukan liegt sie bei 0,7 Grad Celsius. Wärmer als 16 Grad Celsius wird es dort auch im Juli kaum. Damit gelten in Norwegen für den Betrieb von Rechenzentren ganz andere Voraussetzungen als am Main, denn die in Frankfurt so aufwändige, teure und energieverzehrende Kühlung der Anlagen ist in Norwegen kein Thema. 

Alle Server einfach in den Norden umzuziehen? Ist ein naheliegender Gedanke, aber kein nachhaltiger. In der digitalen Welt ist die Performance der Infrastruktur entscheidend und die ist, wie eine von DE-CIX in Auftrag gegeben YouGov-Umfrage unlängst ergab, schon heute nicht gut genug für die Anforderungen der modernen Arbeitswelt: 38 Prozent der deutschen Verbraucher:innen kämpfen mehrmals pro Woche oder sogar täglich mit spürbaren Verzögerungen bei der Internetznutzung. Junge Erwachsene sowie Berufstätige im Homeoffice nehmen solche Verzögerungen besonders deutlich war. Eine Lösung dafür muss schon aus diesem Grund geografisch nahe am Problem gefunden und verwendet werden.

Der ideale Showcase für das IIoT

Auch hier zeigt das Beispiel Green Mountain, wie das gehen kann. Denn die Rechenzentren des Unternehmens sind sehr effizient. Sie erreichen eine Power Usage Effectiveness (PUE) von durchschnittlich 1,15, ein sehr fortschrittlicher Wert. Das gelingt unter anderem durch ein umfassendes Monitoring der für den Betrieb an allen relevanten Stellen durch ein so genanntes Datacenter Infrastructure Management. Um die 1.000 Sensoren kontrollieren ständig den Zustand der von ihnen überwachten Anlagenteile und geben im Idealfall frühzeitig Bescheid, bevor Teile ausfallen oder in der Leistung vom Idealzustand abweichen.

Ein so ausgestattetes Rechenzentrum ist nichts anderes als der ideale Showcase für das Industrial Internet of Things (IIoT). Als solcher ermöglicht es den Unternehmen, die hier Kunden sind, nicht nur den sicheren und effizienten Betrieb ihrer Server, sondern demonstriert auch, wie Industrieanlagen im Zeitalter der Connectivity ausfallsicher und energiesparend betrieben werden können. Was im Idealfall auf eine internetgestützte Wirtschaft hinausläuft, die mit weniger Energie mehr erreicht. Wer es in diesem Jahr leider nicht geschafft hat, die aktuellen Erfolge mit uns zu feiern, zieht daraus vielleicht immerhin die Zuversicht, um selbst mit anzupacken, damit wir auch im nächsten Jahr wieder mit echten Getränken in echtem Glas auf die Internetbranche und ihre visionären Köpfe anstoßen können.

Bild © Peach_iStock | iStockphoto.com

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