Harald A. Summa + Mobilität in der Welt nach Corona

Freie Fahrt für freie Daten

Welche moderne Maschine verfügt über bis zu 15.000 Sensoren, die von etwa 3.000 Metern Kabeln verbunden werden, die zusammen 600 Gigabyte an Daten pro Tag produzieren können – und eignet sich neben vielen anderen hervorragenden Anwendungsfällen auch sehr gut dazu, einen Kasten Bier nach Hause zu transportieren? Es ist die Maschine, die in tausenden Variationen allein in Deutschland mehr als 48 Millionen Mal ihre Dienste verrichtet und dabei auch gelegentlich kaputt geht: das Auto.

Wie die meisten Autofahrer kann ich die Motorhaube öffnen und die wichtigsten Teile korrekt benennen. Ich kann einen Reifen wechseln, ich habe auch schon Luftfilter und Öl gewechselt. Einen Keilriemen durch Nylonstrümpfe ersetzen musste ich nie, aber ich habe, das ist zugegebenermaßen schon eine Weile her, schon Autos durch gezielte Hammerschläge auf den Anlasser zum Laufen gebracht.

Mein aktuelles Auto reparieren zu wollen? Käme mir nicht in den Sinn. Damit bin ich in guter Gesellschaft. Ich kenne weniger Menschen, die noch selbst als Hobby an Autos schrauben, als ich Menschen kenne, die das beruflich tun und zugeben, schon lange nicht mehr alles zu verstehen, was im Innern der Fahrzeuge geschieht, die zu reparieren Menschen wie ich sie beauftragen.

Gaia-X macht das Reparieren von Autos zuverlässiger

Dafür kenne ich mich mit Daten aus und mit Datenräumen – mit Gaia-X bin ich an der Entwicklung einer Infrastruktur beteiligt, die das Reparieren von Autos zuverlässiger macht. Autowerkstatt 4.0 ist der Use Case, den wir aktuell mit großen Schritten entwickeln. Über die Details berichten die Kollegen. Es gibt im Wochentakt Neuigkeiten. Bevor ich darauf eingehe, was mir persönlich an dem sich abzeichnenden Erfolg des Projekts besonders gefällt, hier eine kleine Auswahl, anhand derer Sie sich einen guten Einblick verschaffen können:

  • Hier können Sie nachlesen, warum Diagnosen bislang oft eher Schätzungen sind und wie Autowerkstatt 4.0 eine validere Grundlage für den Austausch von Teilen bietet.
  • Hier können Sie nachlesen, wie KI mit bildgebenden Verfahren bedarfsgerechte und datenbasierte Analysen liefert, die Predictive Maintenance ermöglichen.
  • Hier können Sie nachlesen, warum unser Omniscope, das in der Herstellung um die zehn Euro kostet, zwar nicht so viele Einsatzbereich abdeckt wie ein Oszilloskop – aber für Werkstätten trotzdem die womöglich attraktivere Alternative darstellt.

Der Grund, warum mir Autowerkstatt 4.0 besonders gefällt? Weil es beweist, dass das Teilen von Daten für alle ein Gewinn sein kann. Und weil es dabei auch um Freiheit geht. Es gibt in Deutschland aktuell ungefähr 34.600 Kfz-Werkstätten. Der größte Teil davon, 22.100, sind freie Werkstätten. Frei bedeutet in diesem Zusammenhang, sie sind an keinen Hersteller gebunden. Das bedeutet auch, dass sie nicht immer und für jedes Modell über das gleiche Maß an Informationen verfügen wie Vertragswerkstätten. In der Vergangenheit war das für die Freien ein Nachteil. 

Mit dem Zugriff auf den gemeinsamen Datenpool über Autowerkstatt 4.0 ändert sich das. Mit Autowerkstatt 4.0 kann jede angeschlossene Werkstatt auf die Erfahrung jeder anderen Werkstatt und aller anderen Partner zugreifen – und mit jeder neuen Reparatur steigt die Attraktivität des Angebots weiter. Das ist die unbestechliche Logik der Kombination aus Big Data und KI. Diese Kombination ist unschlagbar. Darum, davon bin ich überzeugt, wird sich das Motto „Freie Fahrt für freie Daten“ für alle Beteiligten auszahlen. 

Bild © metamorworks | iStockphoto.com

Harald A. Summa
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