Selbstbeschreibung ist gut, Kontrolle ist besser
Eine Überzeugung, mit der ich nicht allein bin, ist: Unternehmen können in der Datenökonomie nur dann erfolgreich sein, wenn sie mit anderen Unternehmen starke Partnerschaften eingehen. Die Basis dafür ist in datengetriebenen Unternehmen das Teilen von Daten.
Das ist vernünftig. Man hört es auf Kongressen, liest es in Fachpublikationen und ich selbst sage und schreibe es auch immer wieder – und doch tun sich viele Unternehmen damit schwer. Auch das ist vernünftig. Oder zumindest nachvollziehbar. Schließlich handelt es sich bei den Daten, um die es geht, nicht um irgendwelche beliebigen Daten. Sondern um genau jene, die besonders wertvoll sind und daher auch besonders schützenswert.
Es ist ein Dilemma.
Zu den Zielen von Gaia-X gehört es, dieses Dilemma zu lösen. Um das zu ermöglichen, haben sich die Macher von Gaia-X bewusst dafür entschieden, den bestehenden Cloud-Lösungen nicht einfach eine neue Cloud „Made in Europe“ hinzuzufügen. Stattdessen gehen sie den Weg, ein Cloud-Ökosystem zu schaffen. Dabei steht nicht ein einzelnes Angebot monumental im Zentrum, das den Anspruch erhebt, alles für alle abzudecken. Vielmehr geht es darum, den beteiligten Partnern die Möglichkeit an die Hand zu geben, sich selbstbestimmt und entsprechend ihrer eigenen Anforderungen miteinander zu vernetzen. Wer bei Gaia-X mitmacht, ist nicht Kunde, sondern Macher.
Vertrauen, das nicht nur auf gutem Willen basiert
Vielfalt erweitert das Angebot nicht nur, sie macht es auch unübersichtlicher. Daraus ergibt sich eine weitere Schwierigkeit: Aus vielen Anbietern, Services und Ressourcen wählen zu können, ist schön – gerade bei sensiblen Thema „Daten teilen“ möchten Unternehmen aber schon gerne ganz genau wissen, mit wem sie es eigentlich zu tun haben. Man kann diesen Aspekt gar nicht überbewerten. Wie kann zwischen Parteien Vertrauen entstehen, das nicht nur auf gutem Willen basiert, sondern auf Fakten? Das ist eine zentrale Frage der Datenökonomie.
Wer das auch so sieht, sollte sich das hier anschauen:
In Gaia-X müssen alle Anbieter sich selbst und ihre Serviceangebote mit standardisierten, maschinenlesbaren Metadaten, den sogenannten Selbstbeschreibungen, beschreiben. Nach einer ersten Einführung in die Funktion von Selbstbeschreibungen innerhalb des Gaia-X-Ökosystems werden in diesem Dokument die verschiedenen Ebenen erläutert, auf denen das Vertrauen in Selbstbeschreibungen beruht. Anschließend wird dargelegt, welche Kategorien von Serviceangeboten beschrieben werden und welche Attribute die Selbstbeschreibungen enthalten können.
Wir stellen den Verwaltungsprozess der Gaia-X Working Group Service Characteristics vor, auf dessen Grundlage sich die Gaia-X-Mitglieder auf die Spezifikation dieser Klassen und Attribute einigen. Für die Durchführung dieses Verwaltungsprozesses sowie für die Arbeit aller Gaia-X-Teilnehmer mit Selbstbeschreibungen bieten wir praktische Hilfsmittel an.
Abschließend weisen wir auf Herausforderungen hin, die sich bei der Spezifikation und Implementierung von Selbstbeschreibungen im Zuge der Weiterentwicklung von Gaia-X ergeben werden, und geben zum Abschluss einen Ausblick auf die nächsten Schritte.
So steht es im kürzlich veröffentlichten Gaia-X Föderationsdienste Whitepaper „Selbstbeschreibung von Ressourcen, Serviceangeboten und Teilnehmern im Gaia-X-Ökosystem“. Das zeigt, wie Gaia-X sicherstellt, dass die beteiligten Parteien sind, wer sie zu sein behaupten und dass die von ihnen angebotenen Leistungen wirklich so erbracht werden wie angeboten. Ein wichtiger Schritt hin zu der Kontrolle, die Unternehmen auch dann über ihre Daten haben müssen, wenn sie beschließen, sie zu teilen. Er geht in die vernünftigste mir bekannte Richtung, das oben skizzierte Dilemma zu überwinden.
Foto © Panuwat Sikham | istockphoto.com