Was treibt eigentlich die OMAC?
Vor einigen Wochen wurde ich für zwei weitere Jahre in das Organization Member Advisory Council (OMAC) der Internet Society gewählt – und darf nun als Chairperson gemeinsam mit Melchior Aelmans und Helen Harris „mit Ratschlägen und Empfehlungen“ dem Internet Society President und dem Board of Trustees zur Verfügung stehen.
Bevor ich für diejenigen, die weder mit dem OMAC noch mit der Internet Society vertraut sind, auf deren Ziele eingehe, möchte ich erst einmal mitteilen, warum ich mich hier ehrenamtlich engagiere. Der Grund ist einfach: Ich glaube an das Internet.
Ich glaube an das Internet. Ein Satz, der in der heutigen Zeit nicht mehr so leicht über die Lippen kommt wie vielleicht um die Jahrtausendwende. Ein Satz, der Diskussionen auslösen kann, die sich um Radikalisierung und Verantwortung drehen, um Wahrheit und (Meinungs-)Freiheit, zu der die große Weltpolitik ebenso gehört wie der Klimawandel. Diskussionen, die wichtig, die eben auch mit dem Internet verknüpft sind und die wir auch dann führen müssen, wenn es weh tut oder, schlimmer noch, wenn Lösungen rar scheinen.
Viele der großen und miteinander verknüpften Schwierigkeiten hängen mit dem Internet zusammen und ja, manche davon gäbe es ohne Internet nicht. Dass ich dennoch an das Internet glaube und mich für seine weitere Verbreitung einsetze, liegt daran, dass wir das Internet brauchen, um die anstehenden Herausforderungen zu bewältigen. Effiziente Rechenzentren können einen wichtigen Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit leisten. In diesem Dürresommer, dem weitere folgen werden, denke ich auch sehr konkret an die Ernährung der 7,9 Milliarden Menschen. Um genügend Nahrung vom Acker auf die Teller zu bekommen, brauchen wir vernetzte und intelligente Geräte.
Damit komme ich zur Internet Society und dem OMAC. Ungefähr die Hälfte der Menschheit hat noch immer keinen Zugang zum Internet. Diese Menschen stehen auf der falschen Seite dessen, was oft „Digital Divide“ genannt wird. Ein großer Graben, der eine Hälfte der Menschheit komplett von dem abschneidet, was für die andere Hälfte selbstverständlich ist: quasi unlimitierter Zugang zum gesamten Wissen der Menschheit und die Möglichkeit, sich mit jedem anderen Netzteilnehmer direkt und ungefiltert auszutauschen.
Was für ein gewaltiger Graben!
Was für ein gewaltiger Graben, was für eine Ungleichheit, was für nicht vorhandene Chancen für so viele Menschen! Für jemanden wie mich, der seit Jahrzehnten daran arbeitet, neue, bessere, sicherere und erschwinglichere Verbindungen zwischen Kontinenten, Metropolen und Regionen zu schaffen, ist das einerseits frustrierend: Warum sind diese Menschen noch immer offline? Andererseits sehe ich auch die Chance: Noch so viel zu tun, noch so viel zu machen und zwar von Anfang an richtig!
Die Internet Society ist eine aufrichtige und leistungsfähige Organisation, die an genau der Stelle anpackt. Communitys dabei helfen, eigene Verbindungen zu schaffen und zu verwalten. Datengetriebene Geschichten darüber erzählen, wie sich das Internet entwickelt und Menschen unterstützt. Den Zugang zum Internet über Low-Orbit-Satelliten vorantreiben. Technisches Verständnis und Expertentum in den Communitys fördern. Die Internetinfrastruktur in Gegenden bringen, in denen sie dringend benötigt wird. Schauen Sie sich ruhig einmal auf der Website um, Sie werden sehen, zu vielen Herausforderungen gibt es dort passende Lösungen – und die zugehörigen Köpfe, um die Lösungen auch erfolgreich umzusetzen.
Das OMAC ist, wie ich oben schrieb, ein Ratgeber für die Internet Society. Als Fachmann für Internetknoten stelle ich mein Wissen den Kolleginnen und Kollegen der Internet Society gern zur Verfügung. Das ist aber nur die eine Hälfte meines Engagements. Die andere Hälfte besteht darin, mich von deren Visionen und Begeisterung anstecken zu lassen und die wiederum in mein Netzwerk zu tragen – und so eine gute Antwort parat zu haben, wenn mich jemand fragt, ob ich eigentlich noch immer an das Internet glaube.
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