Harald A. Summa + Fußball

Was haben Start-ups mit Fußball zu tun?

„Start-ups haben es in Deutschland nicht leicht. Die Gründung von Unternehmen muss unbedingt vereinfacht werden. Die hohen Auflagen der Bürokratie erschweren Start-ups in Deutschland das Leben und stellen unnötige Hürden dar, die dem Digitalstandort Deutschland schaden und ihn unattraktiv machen.“

So habe ich habe es gerade vor ein paar Tagen – wieder – gesagt. Ich werde es wohl noch häufiger sagen müssen, was vielleicht daran liegt, dass das Thema in manchen Ohren etwas dröge klingt. Daher will ich heute einmal versuchen, das Thema Start-ups im Internet aus einer anderen Perspektive zu betrachten.

Denken wir einfach mal an ein Thema, bei dem die Leute vor Begeisterung rechtzeitig Feierabend machen, sich die Gesichter bunt anmalen, anfangen Fahnen zu schwenken und dazu zu singen.

Denken wir also an Fußball.

Das Praktische am Fußball ist: Als Fan wissen Sie jederzeit, wo Ihr Team steht. Im Fußball sind Erfolge eindeutig quantifizierbar. Es gibt Spielpläne, Tore werden erzielt, Punkte vergeben und am Ende steht eine Rangliste.

Wer verliert, mag sich vom Fußballgott verlassen fühlen oder vom Schiedsrichter betrogen, aber das sind Ausreißer. Langfristig setzen sich die guten Teams gegen die weniger guten durch.

Fußball ist auch deshalb so attraktiv, weil die Startvoraussetzungen so gerecht verteilt sind. Beim Marathon mögen äthiopische Läufer in ihrer Gesamtheit im Vorteil sein – im Fußball können so unterschiedlich gebaute Typen wie Messi und Ronaldo aufeinandertreffen.

Nach Gauß sollte das Talent für den Fußball weltweit betrachtet eigentlich gleich gleichmäßig verteilt sein. Dennoch sind vier der fünf bevölkerungsreichsten Länder der Welt, Indien, China, die USA und Indonesien, im Fußball historisch betrachtet nachrangig (das fünfte ist Brasilien), während der amtierende Weltmeister nach Einwohnerzahl erst auf Platz 17 landet.

Und wer jetzt mit dem Argument kommt, das Interesse am Fußball sei regional unterschiedlich ausgeprägt, der möge bitte erklären, warum England, die Heimstätte des Fußballs, die wirtschaftlich und vielleicht auch sportlich attraktivste Liga stellt und gleichzeitig mit der Nationalmannschaft immer wieder so kläglich scheitert, dass es schon den Gegnern Leid tut?

Wir sehen also: Im Fußball mögen Rahmenbedingungen herrschen, die einen fairen Wettbewerb der Talente ermöglichen – aber Talent allein entscheidet nicht über den Erfolg. Über den Erfolg im Fußball entscheiden andere Faktoren. Entscheidend sind die Rahmenbedingungen. Und hier schließt sich der Kreis zu unseren Internet-Start-ups.

Im Fußball mag Deutschland Weltmeister sein – bei den Internet-Start-ups laufen wir eher im Mittelfeld mit. Das liegt nicht an unseren Talenten – auch die folgen der Gaußschen Normalverteilung. Dass unser Land vor Talenten strotzt, beweist außerdem ein Blick in die Rangliste der Handelsbilanzen. Man ist immerhin Rekordexportweltmeister. Es muss also an den Rahmenbedingungen liegen oder, um im Bild zu bleiben, wir müssen mehr für unseren Nachwuchs tun. Wie man das macht, zeigt das Team um Jogi Löw. Die Geschichte der Nationalmannschaft wurde oft genug erzählt.

Aber auch im Kleinen kann eine gezielte und sinnvolle Nachwuchsarbeit Früchte tragen, die hinterher gerne als „Wunder“ bestaunt werden, siehe Ausbildungsvereine wie beispielsweise Freiburg.

Die Eckpunkte sind: eine vernünftige Infrastruktur, die Talente früh wahrnimmt und fördert. Mentoring, also Modelle, bei denen die Talente von morgen von den Champions von heute lernen können. Übers ganze Land verteile Hot Spots, an denen sich Talente entfalten können, ohne ihre Bindung zum Elternhaus aufgeben zu müssen. Und letztlich gar nicht einmal so viel Geld – sondern vielmehr die Perspektive, dass der Einsatz sich auch für diejenigen lohnen kann, bei denen es für die ganz große Karriere dann doch nicht reicht.

Foto © shironosov | istockphoto.com

Harald A. Summa
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