Harald A. Summa + digitale Infrastruktur

Für eine digitale Infrastruktur, die einer Industrienation entspricht

Über die Ziele der digitalen Transformation wird viel gesprochen – über ihre Grundlagen, die digitale Infrastruktur allerdings weniger. Für eine erfolgreiche Zukunft sollten wir uns jedoch gerade diesem Thema zuwenden. Worauf wir dabei achten sollten und warum ich zuversichtlich bin, dass uns das gelingt.

Wenn ich mit Wissenschaftlern, Entwicklern, CEOs oder Politikern über das Internet, die Digitalisierung, die digitale Transformation oder unsere smarte Welt von morgen spreche und die Unterhaltung Fahrt aufnimmt, geht es oft häufig um Themen wie:

  • Industrieroboter, die so autonom arbeiten, dass wir in den Fabriken das Licht ausschalten können.
  • Künstliche Intelligenz, die so viel weiß wie alle Ärzte dieser Welt zusammengenommen und an beliebig vielen Orten beliebig viele Patienten behandeln kann und zwar gleichzeitig.
  • Unser nächstes Smartphone, unsere nächste App, unsere nächsten Jobs …

Ich führe diese Art von Gesprächen häufiger. Was daran liegen mag, dass ich mich gerne darauf einlasse und auch keiner von denen bin, die sich zu schade sind für eine Unterhaltung über, sagen wir, Flugtaxis.

Warum sollte ich auch?

Die Zukunft der Mobilität und die Nutzung der dritten Dimension sind doch wichtige, vor allem aber auch spannende Themen. Und auch nicht utopischer als, nur so zum Beispiel, die Idee, man könne im Jahr 2018 Smartphones aus der Schule wegdenken.

Fehlendes Wissen korreliert mit mangelnder Unterstützung

Allerdings bleibt bei eine Tatsache bei dieser Art Unterhaltung oft unerwähnt: Die ganzen tollen Dinge, die wir heute schon selbstverständlich nutzen oder uns für eine besser Zukunft erträumen? Die sind nur der deutlich sichtbare Teil. Sie sind der Ertrag, den unser digitales Ökosystem für jeden erlebbar hervorbringt.

Aber es gibt sie nur, weil im Hintergrund eine digitale Infrastruktur funktioniert. Diese digitale Infrastruktur umfasst sehr viel mehr, als ein gutes Mobilfunknetz und eine ordentliche Breitbandversorgung. Diese Infrastruktur ist vielleicht nicht besonders sexy. Darum wissen auch die wenigsten User, was ein Internetknoten ist. Oder wie ein Rechenzentrum funktioniert. Oder ob die Rechenzentren, die den für unser digitales Leben nötigen Datenverkehr abwickeln, in Frankfurt stehen oder in London oder in Stockholm. Oder: Wem sie gehören?

Dass kaum jemand sich für unsere digitale Infrastruktur interessiert, wäre an sich ja nicht weiter bedauerlich. Doch leider korreliert das fehlende Wissen mit fehlender Unterstützung: So wenig der durchschnittliche User weiß, wie seine Nachrichten aufs Handy kommen, so wenig wird die digitale Infrastruktur in Deutschland gefördert.

Akut fehlen fehlen der Grundlage unseres digitalen Ökosystems vor allem drei wichtige Nährstoffe:

  • Fachkräfte,
  • günstiger Strom,
  • zügige Genehmigungsverfahren.

Das bleibt nicht ohne Folgen.

Eine aktuelle Studie, die Borderstep im Auftrag von eco – Verband der Internetwirtschaft e. V. erstellt hat, zeigt detailliert: unter welchen Voraussetzungen die Anbieter im Bereich digitale Infrastruktur in Deutschland wirtschaften; wie diese Voraussetzungen an anderen Standorten aussehen; an welchen Stellen die Rahmenbedingungen verbessert gehören; und warum das wichtig ist.

Gemeinsames Engagement bringt Vorteile für jeden Einzelnen

„Die Digitalisierung, Standortunabhängigkeit sowie Mobilität“, steht in der Studie, „und die damit einhergehende Erfassung, Übertragung, Verarbeitung und weitere Nutzung von Daten werden das soziale Leben allgemein und insbesondere das Arbeitsleben verändern und maßgebliche Anteile der weltweiten Wertschöpfung übernehmen. Real findet diese Digitalisierung aber nicht in einem luftleeren Raum statt, sondern zu einem großen Teil in Rechenzentren. Mit anderen Worten: Große Anteile der weltweiten Wertschöpfung werden in Zukunft in Rechenzentren realisiert.“

Wir sollten also alles dafür tun, unsere digitale Infrastruktur so zu stärken, wie es unserem Anspruch als führende Wirtschaftsnation entspricht.

Ob uns das gelingen kann? Ich bin da ganz zuversichtlich. Das liegt einerseits daran, dass die unlängst gegründete „Allianz zur Stärkung digitaler Infrastrukturen in Deutschland“ eine ebenso durchdachte wie umsetzbare Blaupause in Form eines Zehn-Punkte-Plans vorgelegt hat. Andererseits und vor allem kommt meine Zuversicht daher, dass besagter Allianz alle wichtigen Anbieter am Markt beigetreten sind. Dazu gehören: DE-CIX, Equinix, E-Shelter, Interxion, Siemens, Telehouse und Telemaxx.

Diese Anbieter treffen hier nicht als Mitbewerber aufeinander, sondern als Partner. Weil sie verstanden haben, dass der Grundgedanke eines jeden Ökosystems auch die Grundlage unseres digitalen Ökosystems ist: Ein gemeinsames Engagement bringt Vorteile für jeden Einzelnen.

Ein umfassender, holistischer Ansatz also. Und einer, der als Vorbild taugt für unsere digitale Politik und unsere digitale Gesellschaft.

Foto © spainter_vfx | istockphoto.com

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