Deutsche Unternehmen zu zögerlich bei digitaler Transformation
Bei der digitalen Transformation, so zwei aktuelle Studien, sind deutsche Unternehmen keine Vorreiter. Dennoch gibt es zwei gute Nachrichten. Von denen ist eine jedoch nur scheinbar gut – und die andere hat mit Corona zu tun.
Was ist im Zeitalter der digitalen Transformation ein wichtiger Baustein für unternehmerischen Erfolg? Der kluge Umgang mit Daten. Den Rohstoff Daten mit der seinem Wert angemessenen Sorgfalt behandeln. Wissen, wie dieser Rohstoff veredelt werden kann. Von der dabei entstehenden Wertschöpfung profitieren. Das ist der Dreisprung, den Unternehmen beherrschen müssen, wenn sie sich aus der analogen in die digitale Wirtschaft bewegen wollen.
Wie sich ein erfolgreich absolvierter Dreisprung konkret auswirken kann, zeigt Capgemini in einer aktuellen Studie: Demnach erzielen datengetriebene Unternehmen 70 Prozent mehr Umsatz je Mitarbeiter und 22 Prozent mehr Gewinn je Mitarbeiter als ihre Mitbewerber. Dazu tragen zum einen betriebswirtschaftliche Prozesse bei, die für mehr Kundenbindung, eine höhere Betriebseffizienz und Kosteneinsparungen sorgen. Zum anderen sind datengetriebene Unternehmen auch innovativer: Mit neue Produkten und Dienstleistungen sorgen sie für 19 Prozent Umsatzsteigerung; der weniger innovativen Konkurrenz bleiben nur sieben Prozent Umsatzsteigerung.
Der Weg zum Erfolg ist klar. Was aber tun deutsche Unternehmen? Treiben Sie ihre digitale Transformation mit dem gebotenen Schwung voran, um effizienter, innovativer, erfolgreicher zu werden? Leider, so eine Studie von Sopra Steria, ist das nicht der Fall. Die Mehrheit der Unternehmen hinkt der Entwicklung hinterher oder hat sogar das Hinken schon eingestellt: „Für jeden vierten“, so die Studie, „ist die Entwicklung digitaler Erlösquellen derzeit überhaupt kein Thema.“
Immerhin machen sich die befragen Unternehmen Soprasteria zufolge keine Illusionen: 32 Prozent der Unternehmen in Deutschland sehen sich bei der Digitalisierung im Rückstand. In 35 Prozent der Unternehmen fehlt nach eigenen Angaben eine Strategie, um Geschäft, Prozesse und Organisation zu digitalisieren. Als Vorreiter? Würden sich nur 16 Prozent der Unternehmen bezeichnen. Euphorie sieht anders aus.
Auf die führenden Köpfe kommt es an
Eine gute Nachricht daran – die aber auch nur dann gut ist, wenn man großzügig über die Tatsache hinwegsieht, dass sich deutsche Unternehmen nicht im eingehegten Wettbewerb mit anderen deutschen Unternehmen befinden, sondern global, digital bestehen müssen – ist: Positiv aufzufallen fällt vergleichsweise einfach. Lobend erwähnt werden bei Soprasteria der Maschinenbau und der Energiesektor.
Wichtig sind, wenn es klappt, laut Capgemini vor allem die führenden Köpfe. Beziehungsweise müssen führende Köpfe überhaupt erst einmal vorhanden sein. Oft tragen sie den Titel des Chief Data Officers. Laut Capgemini verfügen 95 Prozent der Unternehmen, die sich selbst als datengetrieben bezeichnen, über eine entsprechende Position. Nicht immer, aber erfreulich oft, sind diese Personen auch mit entsprechender Kompetenz ausgestattet: In 84 Prozent berichtet der CDO direkt dem CEO, CIO, CTO oder, wenn es die Position gibt, dem Chief AI Officer und immer noch 77 Prozent von ihnen spielen eine entscheidende Rolle dabei, die „Datenvision des Unternehmens zu verwirklichen.“
Eine weitere gute Nachricht, die nun aber wirklich uneingeschränkt gut: Soprasteria zufolge kommt es bei einigen Unternehmen durch die Coronakrise zu einem Digitalisierungsschub. 30 Prozent von ihnen sehen positive Effekte und geben an, „in der Pandemie in die Digitalisierung unserer Geschäftsprozesse investiert und dadurch einen dauerhaften Digitalisierungsschub erfahren“, zu haben. Nur vier Prozent geben hingegen an, dass sie „durch die Krise im Digitalisierungsprozess zurückgeworfen wurden“.
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